Alarmanlage im Wohnmobil: Smart bis zum Anschlag?

Alarmanlage im Wohnmobil: Smart bis zum Anschlag?
Photo by Manuel Meurisse / Unsplash

Es gibt ja mehr als genug Alarmanlagen und Sicherheits-Lösungen für das mobile Heim. Und man tut sicherlich gut daran, darüber nachzudenken. Schließlich hat man seinen ganzen Hausstand dabei. Und der ließe sich besonders leicht abtransportieren. Ist ja schon alles gepackt...

Hier soll es aber weniger um Wegfahrsperren oder andere mechanische Sperren gehen. Eher um das, was man darüber hinaus tun kann.

Hat man erstmal den Weg ins Fahrzeug so schwer gestaltet, wie es einem eben möglich ist, kann man sich Gedanken machen, was man noch machen kann, wenn ein Täter diese Hürden überwunden hat und im Wohnmobil ist. Er würde sicherlich die Wertsachen entwenden, oder gleich ganz mit dem Fahrzeug verschwinden.

Wer mich kennt, weiß, daß ich DIY- über kommerzielle Lösungen bevorzuge. Daher nehmen wir hier einen ESP32 zur Hand, der über das mobile Internet das VPN zum heimischen iobroker nutzen kann. Das erste Ziel sollte daher sein, den Eindringling zu verscheuchen.

Bei vielen Campervans ist zwischen dem Bad und den Hängeschränken im Wohn/Ess-Bereich ein kleiner Zwischenraum, der sich hervorragend zum Verstecken der Elektronik eignet.

Anschluss im Zwischenraum unverdächtig nach Aussen gelegt. So kann man über USB den ESP32 programmieren, falls nötig.

Wir benötigen für die erste Aufgabe daher Sensoren, zum Erkennen eines Eindringlings und einen Aktor, die eine anwesende Person im Bad simulieren soll.

Als Sensor kommt hierfür ein simpler PIR-Sensor oder ein Presence-Sensor zum Einsatz. Sobald dieser auslöst, wird diese Information an den heimischen iobroker gesendet, der den Alarm an meine Uhr am Handgelenk sendet. Parallel startet der ESP32 eine vorgefertigte Audiodatei. Der Lautsprecher ist im kleinen Zwischenraum an die Holzwand geschraubt, sodaß der Eindruck entsteht, die vorzugsweise "männliche" Stimme käme aus dem Bad. Ein gerufener Satz wie: "Honey? Is that you? I am almost ready..." hilft.

Um den Eindruck weiter zu verstärken gibt es sogenannte BassShaker z.B. von Rockwood. Diese kommen eigentlich aus dem Heimkinobereich und sind ab 15€ zu haben. Man kann sie ebenfalls versteckt an die Holzwand schrauben. Die dazu passende Verstärker-Platine (für 12V ab etwa 16€ bei Reichelt) kann über den ESP32 und einem Relais mit Spannung versorgt werden. So hält sich der Stromverbrauch bei Nichtnutzung klein. Einzelne heftige, kurze Stöße, die man nun auf die Holzwand übertragen kann, sollten den Eindruck deutlich verstärken, daß noch eine Person im Bad wäre...

Ich habe von Leuten gehört, die einen BassShaker unter ihre Geschirrschublade montiert haben. So hat man bereits von außen den Eindruck, jemand bereitet in der Küche essen zu.

Wenn allerdings nichts der vorbereiteten Hürden den Eindringling abhalten konnte, geht es um Beweis-Sicherung.

Natürlich ist eine wichtige Information die GPS-Position des Campers. Dafür gibt es ja bereits fertige Platinen aus dem Modellbaubereich. Phonetrack auf meiner Nextcloud kann diese auf der Karte darstellen und nimmt die Positionen mittels simplem "HTTP GET" entgegen.

Aber am ESP32 läßt sich natürlich auch eine Kamera anschließen, die Bilder aus dem Bereich der Eingänge aufzeichnet. Sie können auf der SD-Karte zwischengespeichert werden und per ftp dann durch das VPN abtransportiert werden. Das habe ich hier bereits für einen anderen Zweck nutzen können.

Der ESP32 hat aber noch andere Schnittstellen. WiFi zum Beispiel. So können auch die aufgefangenen Probe-Requests nach Hause geschickt werden, die Smartphones regelmäßig erzeugen, um ihre Heimat-WLANs zu finden (ich berichtete bereits im Artikel über die Multi-Objekterkennung darüber). Das stärkste Signal ist sicher von einer Person im Fahrzeug. Aber das kann man ja als Beweis den Behörden überlassen. Es schränkt auf jeden Fall den Kreis der Verdächtigen extrem ein.

Auch die Bluetooth-Pakete könnten nützlich sein. Sicherlich könnte man die Kommunikation zwischen einem Mobiltelefon und einer Smartwatch erkennen. Mit den gewonnenen MAC-Adressen könnten Ermittler die Käufer der Produkte ausfindig machen, oder die verbunden Google/Apple-Accounts... Aber diesen Gedanken habe ich noch nicht zu Ende gedacht...

Da ich mich am liebsten dort aufhalte, wo keine Menschen sind, hoffe ich, daß mich dieses Schicksal nie ereilen möge. Aber wie war das nochmal mit den Müttern und den Porzelankisten?