Umstieg auf Linux

Linux vs. Windows: Freiheit oder Bequemlichkeit?

Umstieg auf Linux
Photo by Ian Parker / Unsplash

Ich höre oft: "Linux ist besser als Windows. Alles lässt sich auch unter Linux zum Laufen bringen."

Da bin ich skeptisch. Wenn es heißt: "Lade dir die alte Photoshop CS5 aus einem Warez-Forum und bring sie mit Wine zum Laufen." – mag das vielleicht funktionieren. Doch schon ein versehentliches Update später läuft gar nichts mehr. Außerdem entspricht es nicht meiner Lebensphilosophie, Raubkopien aus fragwürdigen Quellen im eigenen Netzwerk zu nutzen.

Bei Microsoft Office sieht es ähnlich aus. Ja, irgendwie bekommt man es zum Laufen. Aber die Stabilität, die man von Linux gewohnt ist, sieht anders aus.

Wer wirklich aus der Microsoft-Welt und deren Cloud ausbrechen will, muss bereit sein, sich auf Neues einzulassen.

Optisch gefällt mir Linux besser. Aber das ist ja einer der großen Vorteile: Jedes Detail lässt sich nach den eigenen Vorstellungen anpassen.

Natürlich tragen die Programme andere Namen, und die Einstellungsdialoge sind oft strukturierter organisiert. Doch wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen, bleibt letztlich nur die Umstellung auf alternative Programme – von denen es unter Linux unzählige gibt.

Viele dieser Alternativen sind sogar unter Windows verfügbar, sodass man sie bereits im Vorfeld ausprobieren kann. Ein gutes Beispiel ist LibreOffice: Es deckt die meisten Office-Aufgaben ab, die man von Microsoft kennt. Natürlich bietet Microsoft einige erweiterte Funktionen, aber ich persönlich bin noch nie in die Situation geraten, etwas zu vermissen, das die freie Software nicht auch leisten konnte.

Weiteres Beispiel: Photoshop kostet aktuell ca. 25 EUR pro Monat. Ich habe früher Gimp benutzt und seit 2010 nutze ich meist Krita. Wenn es mal schnell gehen muss, vielleicht auch Photopea:

Da wird sicherlich einigen die Ähnlichkeit zu seinem kostenpflichtigen Zwilling auffallen. Doch die haben mir bis heute mehrere tausend Euro an Abo-Kosten erspart.

Sollte man den Umstieg auf Linux wagen?

Klare Antwort: Vielleicht!

Es kommt darauf an, wie man seinen Rechner nutzt. Wer Windows hauptsächlich als Spieleplattform verwendet, sollte besser dabei bleiben. Zwar gibt es dank Steam mittlerweile viele Spiele für Arch-Linux, aber Windows-Spiele laufen oft nicht problemlos unter Linux.

Das liegt an der Architektur von Linux: Hier sind alle Treiber fest im Kernel verankert und können nicht einfach nachgeladen werden, nur weil ein Programm das verlangt. Das mag für Gamer ärgerlich sein, ist aber ein bewusster Sicherheitsmechanismus.

Unter Windows ist das anders – Software kann tief ins System eingreifen und Treiber nachinstallieren. Das macht Windows anfälliger für Schadsoftware und ist ein Grund, warum Anti-Viren-Software-Hersteller dort ein großes Geschäft machen. Unter Linux hingegen wird nicht einfach ein neuer Kernel kompiliert, nur weil ein Virus es gerade für nötig hält.

Nutzt man seinen Rechner jedoch zum Arbeiten, findet sich für jedes Problem eine Lösung. Selbst wenn es sich um eine sehr große Aufgabe handelt. Auch so massive Videobearbeitungsprogramme, wie Davinci Resolve, lassen sich kostenlos mit einem einzigen Befehl installieren:

Ich habe einmal die wesentlichen Unterschiede der beiden Betriebssysteme einander gegenüber gestellt:

Treiber und Hardware-Unterstützung

  • Windows: Treiber können einfach nachgeladen werden. Hersteller liefern oft offizielle Software, um Hardware optimal zu nutzen. Das macht Windows ideal für Gaming, da z. B. Grafikkartentreiber für NVIDIA oder AMD direkt installierbar sind.
  • Linux: Treiber sind meist im Kernel integriert. Neue Hardware benötigt oft einen neueren Kernel oder man muss manuell Treiber einbinden. Das bedeutet mehr Kontrolle, aber auch mehr Eigeninitiative. Wer auf Stabilität setzt, kann mit gut unterstützter Hardware (z. B. Intel-GPUs oder AMD) ohne Probleme arbeiten.

GUI vs. Konsole

  • Windows: Die GUI steht im Mittelpunkt. Erst kommt das grafische Interface, dann kann man (wenn nötig) PowerShell oder die Eingabeaufforderung nutzen. Viele Einstellungen sind aber in tiefen Menüs versteckt und teilweise umständlich zu erreichen.
  • Linux: Das Terminal ist das Herzstück. Die meisten GUIs steuern nur Befehle oder Konfigurationsdateien. Wer einmal die Befehle gelernt hat, kann sein System viel effizienter steuern als mit Klickorgien in Windows.

Updates und Neustarts

  • Windows: Zwangsupdates, die sich nicht immer verhindern lassen. Nach Updates sind oft Neustarts erforderlich – manchmal sogar mitten in der Arbeit.
  • Linux: Updates können individuell entschieden und direkt ohne Neustart angewendet werden. Selbst Kernel-Updates erfordern nicht immer einen Neustart, dank Technologien wie Live-Patching.

Dateisystem und Organisation

  • Windows: Nutzt NTFS als Hauptdateisystem, das mit der Zeit fragmentiert. Viele Programme hinterlassen Datenmüll in der Registry oder in versteckten Ordnern.
  • Linux: Nutzt moderne Dateisysteme wie ext4, Btrfs oder XFS, die sich selbst organisieren und nicht fragmentieren. Es gibt keine zentrale Registry, sondern Konfigurationsdateien, die sich leicht sichern und wiederherstellen lassen.
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Software-Installation

  • Windows: Programme werden als .exe oder .msi installiert, oft mit Abhängigkeiten, die nicht einfach zu entfernen sind.
  • Linux: Software kommt aus Paketquellen (Repositories). Es gibt Paketmanager wie apt, dnf oder pacman, die alle Abhängigkeiten automatisch verwalten.

Anpassbarkeit

  • Windows: Statische Benutzeroberfläche. Themes und Anpassungen sind begrenzt, oft braucht man externe Programme (die nicht immer stabil laufen).
  • Linux: Komplett anpassbar! Ob ein minimalistischer Desktop, eine macOS-ähnliche Optik oder ein Windows-ähnliches Erlebnis – alles ist möglich.

Sicherheit und Viren

  • Windows: Aufgrund seiner weiten Verbreitung Ziel vieler Viren. Ohne Antivirus-Software ist man schnell verwundbar.
  • Linux: Durch Berechtigungssysteme, Open-Source-Code und eine aktivere Community deutlich sicherer. Die meisten Schadprogramme haben unter Linux keine Chance.

Kosten

  • Windows: Lizenzgebühren (Windows 11 Pro kostet über 100€), viele Programme sind kostenpflichtig.
  • Linux: Komplett kostenlos, inklusive aller Software. Selbst professionelle Tools wie GIMP, LibreOffice oder Blender sind gratis.

Fazit

Ja, Linux erfordert eine gewisse Einarbeitung. Aber es gibt keine Zwangsupdates, keine unerwarteten Neustarts, keine Virenflut und keine Lizenzkosten. Wer sich einmal daran gewöhnt, kann sein System perfekt anpassen und definitiv effizienter arbeiten als unter Windows.

Man könnte es wohl so zusammenfassen:

🔹 Windows ist das Fast-Food-Betriebssystem: Schnell und wenig Auswahl, aber ungesund auf lange Sicht.
🔹 Linux ist die selbstgekochte Mahlzeit: Anfangs mehr Aufwand, aber am Ende gesünder, günstiger und genau nach dem eigenen Geschmack!

Und wenn Unternehmen gute Mitarbeiter (Köche) haben, können sie mit Linux beides haben: Schnell, sicher, stabil... und genau das, was das Unternehmen braucht.

PS:

Ich habe mal versucht darzustellen, wie die Linux-Varianten entstanden sind, bzw. welche Version aus welcher Basis Version hervorging. Und spätestens hier kann man erkennen, wie extrem anpassbar Linux ist: