Hausautomation: Wie alles anfing
Als Kind habe ich bereits Lampen und LDR-Sensoren an einem C64 betrieben. Damals habe ich Texte oder BASIC-Programme per Morse-Code zum Nachbarn gesendet oder von dort empfangen. Aber ein smartes Haus zu haben... das war aus meiner damaligen Sicht ein viel zu großes Projekt. Wie ich es dennoch mit sehr günstigen Bauteilen erreicht habe, versuche ich hier zu beschreiben.
Ein altes Haus...
Wir haben vor einiger Zeit ein Haus bezogen, das gebaut wurde, als ich noch nicht einmal geboren war. Es ist also deutlich über 50 ;-). Wie die elektrische Installation aussah, kann man sich sicherlich lebhaft vorstellen. Da wir in diesem Haus wohnen wollten und nicht alles herausreißen wollten, haben wir Stück für Stück die Räume wohnlich gemacht. KNX und dergleichen zu verlegen erschien mir viel zu teuer. Also habe ich die Endgeräte, meist Funk-Steckdosen, mit FS20 ferngesteuert. Damals noch mit FHEM.
Leider wusste ich so nie, ob eine Lampe nun an oder aus ist, da FS20 keine Statusmeldungen zurück lieferte. Wenn man nun umschaltete (toggle), konnte es vorkommen, dass ein Schaltvorgang überhört wurde. Habe ich also nun eingeschaltet oder ausgeschaltet. Ist das Garagentor nun auf oder zu?
Dies führte zu Homematic. Wenn auch nur kurz. Denn der Ausfall des LAN-Adapters zeigte, dass es schwierig werden würde, Ersatzteile zu bekommen. Wenn es doch nur etwas für das vorhandene WLAN gäbe...
... wird schlau...
Tasmota schien einfach alle Probleme lösen zu können. Es fing mit Steckdosen an. An diese wurde dann auch die Zirkulationspumpe der Heizung angeschlossen. Es folgten ESP8266 für etwa 4€, die ich noch aus meiner Arduino-Zeit kannte. 16 Relais kosteten gerade mal 15€. Das konnte man also leicht hinter den Sicherungskasten bauen.
Zirkuliert werden muss aber nur, wenn überhaupt jemand warmes Wasser benötigt. Das hatte dann auch die ersten Sensoren zur Folge, und hat vor Allem meinen Ölverbrauch um 65% reduziert, da das von der Sonne aufgeheizte Wasser nicht durch Zirkulation abgekühlt wurde und dann am Abend zum Duschen nicht wieder angeheizt werden musste.
Anfangs hat man kurz das heiße Wasser laufen lassen. Die Temperaturänderung am Ausgang des Kessels wurde erkannt und schaltete die Z-Pumpe. Später wurde die Pumpe für eine Minute aktiviert, wenn der Bewegungsmelder im Bad Aktivität meldete.
Mehrere Sensoren folgten und führten auf dem neuen iobroker zu Regeln wie: "Wenn der Ölpreis günstig ist und im Tank ist genug Platz und es ist genug Geld auf dem Konto, dann schicke mir eine Nachricht aufs Smartphone, damit ich den günstigen Moment nicht verpasse." Also nicht jede Regel musste ein Gerät schalten. Manche sollten mich einfach erinnern, den Müll an die Straße zu stellen, oder die Außenwasserhähne im Winter zu leeren, sobald die Wettervorhersage Temperaturen unter fünf Grad prognostizierte.
Die erste Kamera wurde integriert. Es handelte sich um AI-on-the-edge.
Auf diese Weise konnte ich nun auch den Wasserverbrauch im Blick behalten.
Und es rettete mir den A..... als sich ein Schlauchverbinder im Garten löste und einen Alarm erzeugte, der mich vor ungewöhnlich langer Wassernutzung warnte.
... und sparsam...
Eine PV-Anlage sollte folgen. Da ich bereits viele Geräte automatisiert schalten konnte, konnte ich auch den Verbrauch in Zeiten verlegen, in denen ich Energie im Überschuß hatte.
Ich konnte der Spülmaschine heißes Wasser aus der Solarthermie geben, ohne daß es mit Strom geheizt werden musste. Wenn das Wasser im Kessel zu heiß wurde, wurden damit die Rohre gespült, denn Strom für die Zirkulationspumpe war ja dann ebenfalls im Überfluss vorhanden.
Und immer wenn ich etwas von Hand gemacht habe, bei dem mir aufgefallen ist, daß ich es immer machen muss, wenn eine bestimmte Randbedingung vorliegt, habe ich dafür einfach schnell einen Ablaufplan geschrieben, und hatte ab dann Ruhe.
... und lernt sich zu verteidigen
Anfänglich habe ich mit Bewegungssensoren und der Erfassung der Smartphones im WLAN für Aktionen im Haus gesorgt. Wenn also niemand zuhause war, wurden Lichter im Haus geschaltet sobald sich draußen etwas regte. Und irgendwann wurde dann bei mehreren Nachbarn eingebrochen. Wir blieben zum Glück verschont. Ob das an den WLED-Streifen lag, die einen Fernseher nachgeahmt haben und der Rollladen ein Stück gefahren wurde als sich draußen etwas bewegte?
Die KI erhält Einzug
Viele Fehlalarme und eingeschaltete Lampen, weil in der Nacht eine Katze vorbei lief, führten zum Overkill: KI im Haus!
Ich sollte mich eigentlich auf dem Gebiet der Netzwerk-Traffic-Analyse mit KI beschäftigen - aber wenn man schon mal dabei ist...
Die Auslöser der Aktionen sollten nun präziser formuliert werden können. Nicht alles soll protokolliert werden, sondern Fremdes oder Unbekanntes. Wenn jemand vertrautes im Haus ist, dann schaut er schon nach dem Rechten. Nein. Sich auf Unerwartetes zu beschränken hilft der Flut an Benachrichtigungen Herr zu werden. Am besten ist es, wenn man dabei nicht einmal handeln muss, weil es bereits erledigt wurde...
Die Bedenken der Familienmitglieder kann ich absolut nachvollziehen. "Warum muss die Maschine wissen, wie ich aussehe?". Solche Fragen habe ich oft gehört. Aber spätestens wenn ich fremde Personen erfassen möchte, muss ich wissen, bei wem ich keine Informationen zu speichern brauche. Schon des Speicherplatzes wegen. Wieviele Videos ich aus Platzmangel von Hand löschen musste, um Platz für eventuelle Vorfälle zu schaffen. Es ist doch klar, daß sich die Leute, die hier wohnen, auch hier bewegen.
Fazit
Seit mehr als 20 Jahren kommen immer wieder neue Ideen dazu. Und die Virtualisierung meiner Server ermöglicht es mir, wann immer ich einen neuen Server brauche, mir einen dazuzuklicken.
Wenn ich also auf meine persönliche Entwicklung zurückblicke, dann bin ich dankbar für die Möglichkeiten, die ich bereits in meiner Kindheit hatte. Es hat letztlich die Weichen für meinen Werdegang gestellt und meiner Familie und mir ein gutes Leben ermöglicht.